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Tourneen sind für uns wichtig, es gibt immer einen Entwicklungssprung.

Interview mit Thomas Rühl, November 2019

Philharmoniker-Bratschist Thomas Rühl ist zum ersten Mal mit dem Philharmonischen Staatsorchester in Japan. Im Interview schildert er seine Eindrücke vom Land, der Tournee und der Zusammenarbeit mit Pianist Nobuyuki Tsujii.

Wie haben Sie sich Japan vorgestellt?
Ich habe mir sehr viele Menschen vorgestellt, die sehr in Eile sind. Ich habe mir sehr viel Höflichkeit vorgestellt...

Vor Ort...
...war ich überrascht, mich trotz der Globalisierung, fremd zu fühlen. Tokyo ist so im Fluss, sobald man stehen bleibt und guckt, fühlt man sich, als blockiere man den Fluss der Stadt. Alles ist sauber und unglaublich gut organisiert, man kommt super zurecht als Ausländer. Die Sushis sind hier phantastisch.

Was bedeutet eine Tournee für ein Orchester?
Tourneen sind für uns wichtig, es gibt immer einen Entwicklungssprung. Wir haben Zeit uns auf Mahler und Brahms einzustellen, wir erarbeiten die kleinsten Details. Gestern war die beste Version von Mahler – wir waren in Osaka – und ich erwarte heute noch eine kleine Steigerung, das wäre schön.

Wie erleben Sie das japanische Publikum?
Ich glaube, dass das Publikum für japanische Verhältnisse ziemlich ausgeflippt ist... Der Applaus ist sehr spannend, sehr synchron. Wir drehen uns im Applaus immer auch einmal nach hinten um, das haben wir aus der Elbphilharmonie mitgebracht. Und sobald das Publikum unseren Rücken sieht, geht der Lautstärkepegel runter. Wenn sie dann merken, dass wir noch nicht abtreten, wird der Applaus wieder laut. Die Bravo-Rufe klingen zuerst fremd – fast wie „Buhs“, sind aber natürlich keine.

Wie ist das Musizieren mit Nobuyuki Tsujii?
Er ist wirklich ein Superstar in Japan. Für mich ist es sehr bewegend mit ihm zu musizieren. Dadurch, dass er von Geburt an blind ist, sind seine Sinne so geschärft – unglaublich, was sein Körper zu tun im Stande ist. Es ist für mich kein Problem auswendig oder mit geschlossenen Augen zu spielen, aber ich habe mein Instrument auch direkt am Körper, an der Schulter, am Hals. Er spürt sein Instrument nur in den Händen, er muss vielmehr Wege abschätzen, Sprünge. Und dabei spielt er unglaublich beseelt.

Der freie Tag
Ich habe mich sehr gefreut, dass ich die Chance bekommen habe, ein wenig in die japanische Kultur einzutauchen. Kyoto ist einfach wundervoll.

Das Gespräch führte Isabelle Gabolde

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