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Erschallet, Trompeten!

Interview mit Felix Petereit, Januar 2022

Felix Petereit spielt seit 2020 im Philharmonischen Staatsorchester Hamburg. Der junge Solo-Trompeter ist der Meinung, man kann von allen Orchesterkollegen etwas lernen, freut sich auf Bruckners 7. Symphonie und blickt optimistisch auf eine musikalisch vielfältige post-Corona-Zukunft.

Sie kommen aus Halle, waren direkt nach dem Abitur in Dresden und Leipzig beruflich unterwegs – jetzt landen Sie mit fast 27 Jahren beim Philharmonischen Staatsorchester Hamburg, einem der Top-Orchester des Landes. Das ist sehr beeindruckend. Wie schafft man das? Glück oder Talent?
Es ist vor allem Glück und viel Arbeit. Es hängt auch von den Familienverhältnissen ab – ich hatte Glück in einer Familie geboren zu sein, wo Musik eine wichtige Rolle spielte. Es gibt allerdings Menschen, die gar keinen Bezug zu Musik oder keine Möglichkeit haben, Musikunterricht zu nehmen oder ein Instrument anzuschaffen. Bei mir hatten alle Voraussetzungen gepasst: Meine Familie war musikalisch, sie hat mich unterstützt und gefördert. Für mich ist das Glück; das habe ich geschenkt bekommen.

Wieso haben Sie Trompete gelernt?
Ich weiß tatsächlich nicht mehr, warum ich überhaupt ein Blasinstrument ausgewählt habe, denn mein Vater spielt Klavier und Kontrabass und meine Geschwister interessieren sich für Streichinstrumente. Ich habe mit 5 oder 6 Jahren angefangen Klavier zu spielen – das war von den Eltern vorgegeben. Mit 12 Jahren habe ich zusammen mit einem Freund begonnen, Trompete zu lernen. Zwei Jahre später saß ich in einem von meinem Vater organisierten Adventskonzert mit Bachs Weihnachtsoratorium und mich faszinierte der Trompetenklang sehr, vor allem bei „Jauchzet, frohlocket“, „Herrscher des Himmels“ und „Großer Herr und starker König“. Gleichzeitig wusste ich aber, wenn ich das jemals spielen können will, dann muss ich mich richtig intensiv mit dem Instrument beschäftigen und täglich üben. Mir war es da auch als Kind irgendwie schon klar, dass ich damit Trompete zu meinem Beruf machen muss. Zum Glück hat es geklappt und das eine oder andere Weihnachtsoratorium habe ich seitdem auch schon spielen dürfen. (lacht)

Was waren Ihre musikalischen Vorbilder, gab es berühmte Trompeter, die Sie bewundert haben?
Mein erster Professor an der Musikhochschule Dresden und Solo-Trompeter der Sächsischen Staatskapelle Dresden, Tobias Willner, hat mich klanglich und musikalisch wesentlich geprägt. Bei ihm nahm ich zunächst Unterricht, er hat das Potenzial gesehen und mich dann zum Studium aufgenommen. Außerdem war die Zeit in Leipzig, wo ich von 2018 bis 2020 engagiert war, sehr wichtig: Im Orchester kann man von jedem Einzelnen der Trompeten-Kollegen durch das gemeinsame Musizieren etwas lernen. Das hat mir viel gebracht.

Sie sind 2020 nach Hamburg gezogen. Wie war für Sie diese Zeit bisher?
Ich habe am 1. März 2020 hier angefangen und nach drei, vier Proben war schon der Lockdown, alles wurde abgesagt. Währenddessen haben wir viele Aufnahmen gemacht, die Graphic Opera Weiße Rose, in der ich mitgewirkt habe. Meine erste Live-Übertragung war ein Konzert mit Ingo Metzmacher – was uns damals ein Live-Feeling, d. h. das Gefühl eines „echten“ Konzerts gegeben hat.

Wie stellen Sie sich die Zukunft der Musiklandschaft nach Corona vor?
Ich hoffe, dass so viele Menschen wie möglich diese Zeit gut überstehen – vor allem Freischaffende, die nicht an eine Institution gebunden sind. Hoffentlich bleibt auch diese Vielfalt der Musiklandschaft erhalten.

Worauf freuen Sie sich besonders in dieser Spielzeit?
Ich freue mich riesig auf das Sonderkonzert mit Mahlers Symphonie Nr. 3, in der u. a. ein Posthorn besetzt ist. Im 8. Philharmonischen Konzert spiele ich erste Trompete in Bruckners Symphonie Nr. 7, was ich mit großer Freude erwarte. Von den nächsten Opernproduktionen ist Turandot für Blechbläser anspruchsvoll und im April kommt noch Elektra dazu. Momentan sind wir als Trompeter mit Lohengrin sehr beschäftigt. (lacht)

Spielen Sie lieber Konzerte oder Opern?
Alles. Das habe ich bereits in Leipzig schätzen gelernt, dort spielten wir Opern und Konzerte im Gewandhaus und dazu Bachkantaten in der Thomaskirche – diese Abwechslung hat mir dort sehr gut gefallen, eben die Tatsache, dass man nicht nur auf der Konzertbühne, sondern auch im Graben sitzt. Darum freue ich mich über diese Vielfalt, die wir hier erleben dürfen. Ich bin Teil eines großen Kollektivs. Als Orchester ist es unsere Aufgabe, beim Zuhörer Emotionen auszulösen. Wenn uns das gelingt, ist alles perfekt.

Das Gespräch führte Savina Kationi

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