So 07.04.2024, 11.00 Uhr | Elbphilharmonie, Großer Saal
György Ligeti: „Ramifications“ für Streichorchester
Alma Maria Mahler: „Sieben Lieder“ für mittlere Singstimme und Orchester
Jean Sibelius: Symphonie Nr. 1 e-Moll op. 39
Dirigentin: Anja Bihlmaier
Mezzosopran: Kate Lindsey
Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Anja Bihlmaiers musikalische Intuition, ihr inspirierendes Charisma und die Fähigkeit Leidenschaft mit Präzision zu verbinden, hat sie zu eine der führenden Dirigentinnen ihrer Generation gemacht. Seit August 2021 ist sie Chefdirigentin des Residentie Orkest Den Haag.
In der Saison 2023/24 erwarten sie zahlreiche Debüts, unter anderem beim hr-Sinfonieorchester, dem Philharmonischen Staatsorchester Hamburg mit 2 Konzerten in der Elbphilharmonie, der Kammerphilharmonie Bremen, London Philharmonic Orchestra, Royal Scottish National Orchestra, Orchestre National du Capitole de Toulouse, Bergen Philharmonic, Sydney Symphony und Melbourne Symphony Orchestra. Außerdem kehrt sie zur Salzburger Camerata zurück, im Rahmen ihres Debüts bei der Mozartwoche Salzburg und macht im Sommer 2023 ihr Debüt bei den Proms mit dem BBC Philharmonic Orchestra.
Mit einem breit gefächerten Repertoire, das von Haydn über Mahler, Strauss und B.A. Zimmermann bis hin zu Sibelius, Bartók, Dvořák, Schostakowitsch, Debussy, Britten, Galina Ustwolskaja und Unsuk Chin reicht, hat Anja Bihlmaier in jüngster Zeit das SWR Symphonieorchester, die Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken, das BBC Symphony, das City of Birmingham Symphony, das Finnish Radio Symphony, das Danish National Symphony, das Swedish Radio Symphony und das Royal Stockholm Philharmonic Orchestra dirigiert. Sie kehrt regelmäßig zum Orquesta y Coro Nacional de España und dem Barcelona Symphony Orchestra zurück.
Als passionierte Operndirigentin sammelte Anja Bihlmaier langjährige Erfahrung durch Positionen an der Staatsoper Hannover, dem Theater Chemnitz und am Staatstheater Kassel. Im Februar 2023 dirigiert sie Wagner „Der Fliegende Holländer“ in Tampere und im September Verdi „La Traviata an der Norske Opera in Oslo. In der jüngeren Vergangenheit hat sie Gounod „Faust“ an der Trondheim Opera, Britten „A Midsummer Night’s Dream“ an der Malmö Opera und verschiedene Produktionen an der Wiener Volksoper dirigiert, so u.a. Henry Masons gefeierte Inszenierung der „Zauberflöte“ (2020/21).
Nach ihrem Studium an der Freiburger Hochschule für Musik bei Scott Sandmeier war Anja Bihlmaier Stipendiatin am Salzburger Mozarteum und vertiefte ihre Kenntnisse bei Dennis Russell Davies und Jorge Rotter. Anschließend wurde sie in das Dirigentenforum aufgenommen und erhielt ein Stipendium der Brahmsgesellschaft Baden-Baden.
Die amerikanische Mezzosopranistin Kate Lindsey gilt derzeit als eine der vielversprechendsten Sängerinnen ihres Fachs und ist regelmäßig an den renommiertesten Opernhäusern der Welt wie der Metropolitan Opera, dem Royal Opera House Covent Garden, der Wiener Staatsoper, den Salzburger Festspielen, dem Glyndebourne Opera Festival, in Aix-en-Provence, dem Théâtre des Champs-Élysées und der Bayrischen Staatsoper zu Gast.
Kate Lindsey stellt in der Saison 2021/22 erneut ihre musikalische und künstlerische Vielfältigkeit mit einer Vielzahl an Rollendebüts und Paraderollen unter Beweis.
An der Maggio Musicale in Florenz springt die Mezzosopranistin zu Beginn der Saison in letzter Minute als Dorabella (Cosi fan tutte) ein bevor sie die Rolle des Nerone - eine ihrer Paraderollen an der Wiener Staatsoper - in der Wiederaufnahme der gefeierten und gelobten Salzburger Produktion von Monteverdis L'incoronazione di Poppea übernimmt. Im Anschluss gibt Kate Lindsey ihr Rollendebüt als Donna Elvira in der Neuproduktion von Mozarts Don Giovanni an der Wiener Staatsoper. Am Londoner Coliseum übernimmt die sie die Hauptrolle der Offred in der Neuproduktion von Paul Ruders The Handmaid's Tale und tritt als Orphée an der Washington Concert Opera auf. An der Wiener Staatsoper übernimmt sie die Hauptrolle von La Musica und La Speranza in der Opernpremiere von L'Orfeo unter der Leitung von Pablo Heras-Casado. Kate Lindsey beendet ihre Saison bei den Salzburger Festspielen mit der Hauptrolle der Dido in einer konzertanten Fassung von Dido und Aeneas gemeinsam mit musicAeterna unter der Leitung von Teodor Currentzis.
Kate Lindsey nimmt exklusiv für Outhere Music France auf und hat bisher 3 Soloalben veröffentlicht: Thousands of Miles (2017) mit Werken von Kurt Weill, Korngold; Arianna (2020) mit Werken von Scarlatti, Händel und ihr drittes Album und zweites Barockkonzert-Album Tiranno (2021), das sich auf die Figur des Nero konzentriert und Stücke von Scarletti, Händel und Monteverdi enthält.
Das Philharmonische Staatsorchester ist Hamburgs größtes und ältestes Orchester und blickt zurück auf einen langen musikalischen Werdegang. Als 1934 das „Philharmonische Orchester“ und das „Orchester des Hamburgischen Stadttheaters“ fusionierten, trafen zwei traditionsreiche Klangkörper aufeinander. Bereits seit 1828 wurden Philharmonische Konzerte in Hamburg gespielt, Künstler wie Clara Schumann, Franz Liszt und Johannes Brahms waren regelmäßige Gäste der Philharmonischen Gesellschaft. Die Historie der Oper reicht noch weiter zurück: seit 1678 gibt es in Hamburg Musiktheater, wenngleich sich ein festes Opern- bzw. Theaterorchester erst später konstituierte. Bis heute prägt das Philharmonische Staatsorchester den Klang der Hansestadt, ist Konzert- und Opernorchester in einem.
In seiner langen Geschichte traf das Orchester auf große Künstlerpersönlichkeiten wie Telemann, Tschaikowsky, Strauss, Mahler, Prokofjew oder Strawinsky. Seit dem 20. Jahrhundert prägten Chefdirigenten wie Karl Muck, Joseph Keilberth, Eugen Jochum, Wolfgang Sawallisch, Horst Stein, Hans Zender, Christoph von Dohnányi, Gerd Albrecht, Ingo Metzmacher oder Simone Young den Klang der Philharmoniker. Bedeutende Kapellmeister der Vorkriegszeit wie etwa Otto Klemperer, Wilhelm Furtwängler, Bruno Walter, Karl Böhm oder Hans Schmidt-Isserstedt brillierten ebenso am Pult wie herausragende Dirigenten unserer Tage: Christian Thielemann, Semyon Bychkov, Kirill Petrenko, Adam Fischer, Marek Janowski oder Sir Roger Norrington.
Seit 2015 ist Kent Nagano Hamburgischer Generalmusikdirektor sowie Chefdirigent des Philharmonischen Staatsorchesters und der Staatsoper Hamburg und seit Juni 2023 auch dessen Ehrendirigent. Zu seinem Amtsantritt initiierte Nagano mit der „Philharmonischen Akademie“ ein neues Projekt, das den Auftakt zur jeweils neuen Opern- und Konzertsaison bildet und neben besonderen Spielorten auch ein großes Open-Air-Konzert auf dem Hamburger Rathausmarkt umfasst. 2016 waren Nagano und die Philharmoniker auf Südamerika-Tournee, 2019 folgten Konzertreisen nach Spanien und Japan, im Frühjahr 2023 gab das Philharmonische Staatsorchester unter seiner Leitung sein von Publikum und Presse bejubeltes Debüt in der New Yorker Carnegie Hall. Seit 2017 führt Kent Nagano mit dem Philharmonischen Staatsorchester die traditionsreichen Philharmonischen Konzerte in der Hamburger Elbphilharmonie fort, zu deren Eröffnung das Oratorium ARCHE bei Jörg Widmann in Auftrag gegeben und uraufgeführt wurde. Der Konzertmitschnitt ist bei ECM erschienen, Widmann erhielt dafür den OPUS KLASSIK als Komponist des Jahres 2019, und 2023 wurde ARCHE erneut mit großem Erfolg aufgeführt.
Das Philharmonische Staatsorchester gibt pro Saison insgesamt rund 35 Konzerte in Hamburg und spielt über 240 Vorstellungen der Staatsoper Hamburg und des Hamburg Ballett John Neumeier. Damit ist es Hamburgs meistbeschäftigter Klangkörper. Die stilistische Bandbreite der 140 Musiker, die von historisch informierter Aufführungspraxis bis hin zu den Werken unserer Zeit reicht und sowohl Konzert- als auch Opern- und Ballettrepertoire umfasst, sucht in Deutschland ihresgleichen.
Auch Kammermusik hat bei den Philharmonikern eine lange Tradition: Was 1929 mit einer Konzertreihe für Kammerorchester begann, wurde seit 1968 durch eine reine Kammermusikreihe fortgesetzt.
2008 wurden die damalige Generalmusikdirektorin Simone Young und das Philharmonische Staatsorchester mit dem Brahms-Preis der Brahms-Gesellschaft Schleswig-Holstein ausgezeichnet. Auf CD liegen ein kompletter Wagner-Ring sowie sämtliche Symphonien von Brahms und Bruckner vor – letztere in den selten gespielten Urfassungen – sowie Werke von Mahler, Hindemith, Berg und DVDs mit Opern- und Ballettproduktionen von Hosokawa, Offenbach, Reimann, Auerbach, Bach, Puccini, Poulenc und Weber.
Der musikalischen Tradition der Hansestadt fühlen sich die Mitglieder des Philharmonischen Staatsorchesters ebenso verpflichtet wie der künstlerischen Zukunft Hamburgs. Bereits seit 1978 besuchen die Musikerinnen und Musiker regelmäßig Hamburger Schulen. Heute betreibt das Orchester ein breit gefächertes Education-Programm, das Schul- und Kindergartenbesuche, musikalische Patenschaften, Kindereinführungen, Familienkonzerte und Orchesterproben für Schulklassen beinhaltet und in der eigenen Orchesterakademie junge Musiker auf den Beruf vorbereitet. Damit leisten die Philharmoniker mit viel Spaß an der Sache einen wertvollen Beitrag zur musikalischen Nachwuchsarbeit in der Musikstadt Hamburg.
Bekanntermaßen sollte man den Aussagen von Komponisten über ihre eigenen Werke nicht immer 100 Prozent Glauben schenken. Dieses Zitat von dem einst in Hamburg lehrenden György Ligeti ist jedoch so voller Bilder, dass wir es Ihnen nicht vorenthalten wollen: „Ramifications sind gleichsam ein Endpunkt in der Entwicklung von ‚dicht und statisch‘ zu ‚durchbrochen und beweglich‘. Besonders in den Gegenden, in denen das musikalische Gewebe durchsichtig und engmaschig ist, erscheint eine ganz neue Art von ‚unsicherer‘ Harmonik, als ob die Harmonien der gleichmäßigen Temperatur oder gar der Diatonik ‚verdorben‘ wären. Die Harmonien haben einen ‚haut goût‘, Verwesung ist in die Musik eingezogen. Ramifications sind ein Beispiel dekadenter Kunst.“ Mit den folgenden sieben Liedern von Alma Maria Mahler, orchestriert von Colin und David Matthews, wird eine zu wenig als Künstlerin und zu oft nur als (mehrfache) Ehepartnerin wahrgenommene Frau vom Beginn des 20. Jahrhunderts geehrt. Und man hört in der Interpretation von Kate Lindsey: Das ist weit mehr als eine Begleiterscheinung Gustavs! Zum Abschluss präsentiert Dirigentin Anja Bihlmaier Musik aus dem hohen Norden: Keinem skandinavischen Komponisten sind Klischee-Zuschreibungen wohl mehr zum Verhängnis geworden als dem Finnen Jean Sibelius. Erstens schuf er mit der „Finlandia“ die inoffizielle Hymne seines Heimatlandes. Zweitens ging er im Laufe des 20. Jahrhunderts seine eigenen, also nicht immer modernen Wege. Und drittens zog er sich schon bald in sein einsames Landhaus zurück; fortan war er oft nur der „grüblerische Finne“. Doch seine Erste ist mutig, berückend ausdrucksstark, überwältigend spätromantisch, ein wichtiges Werk für die Musik auf der Schwelle von der Spätromantik zur Moderne.
„Ein Leben ohne Musik ist unvorstellbar.“
Brian Barker, Solopauker
Einführung 60 Minuten vor Veranstaltungsbeginn
Ort: Elbphilharmonie, Großer Saal, Platz der Deutschen Einheit 4, 20457 Hamburg
Preise: € 74,00 / 57,00 / 46,00 / 31,00 / 13,00