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Das ist der Kick!

Interview mit Felix Eckert, August 2018

Mit acht Jahren hatte er zum ersten Mal die Posaune in der Hand, mit 23 wurde er Soloposaunist im Philharmonischen Staatsorchester: Felix Eckert kam nach Stationen in Würzburg und München 2015 nach Hamburg.

Man kann noch gratulieren: In diesem Jahr haben Sie für Ihre Leistungen den Eduard-Söring-Preis der Opernstiftung erhalten. Was bedeutet das für Sie?
Es ist wunderbar, dass man als Posaunist scheinbar so sehr auffallen kann, dass man einen Preis bekommt. Die Komponisten setzen die Posaunen fast immer im Bläsersatz ein, oft mit den Trompeten und der Tuba zusammen. Deswegen hat die erste Posaune vielleicht weniger solistisch zu tun als mancher Holzbläser. Bei uns muss es sich klanglich mischen, jeder Akkord muss stimmen und rein sein. Der erste muss da etwas vorpreschen, eine Richtung vorgeben und die anderen führen. Schön, wenn das funktioniert und auffällt.

Das lernt man nicht nur im Studium, sondern vor allem in der Praxis. Bevor Sie nach Hamburg kamen, waren Sie Stipendiat der Orchesterakademie des BR Sinfonieorchesters. Welches waren die wichtigsten Erfahrungen für Sie in dieser Zeit?
Das sind ganz klar die Projekte mit den großen Dirigenten. Ich durfte damals eine Tournee durch Südamerika mit Mariss Jansons mitmachen. Da lernt man nicht nur musikalisch viel, man kommt auch mit den Kollegen in Kontakt. Die Frage für einen jungen Musiker ist ja: Was muss ich machen, damit es im Probespiel funktioniert? Auf so einer Tournee bekommt man viel mit. Zum Beispiel hört man auch mal, wie die Kollegen üben. Da konnte ich mir vieles abschauen. Nach dieser Tournee habe ich damals den ganzen Sommer durchgeübt und vier Probespiele gemacht. In Hamburg hat es dann geklappt – und dann ging es eigentlich erst richtig los.

Viele Konzerte und noch mehr Oper ...
Ich hatte in Würzburg, wo ich auch studiert habe, schon acht Monate in der Oper gespielt. Ich wusste also zumindest, wie ein Graben aussieht (lacht) und wie man auf die Sänger hört. So ein Orchestergraben ist ja sehr breit. Wir Posaunen spielen oft mit den Hörnern zusammen, die sitzen aber weit weg. Wenn der Dirigent runter schlägt, klingt es auf der anderen Seite des Grabens manchmal so, als wären die Hörner zu spät, was sie – für das Publikum – nicht sind. Sowas lernt man nicht im Studium, das geht wirklich nur in der Praxis.

Dazu kommt dann noch das große Repertoire ...
Natürlich kann man so ein Opern-Repertoire vorher gar nicht vollständig beherrschen. Hier in Hamburg hatte ich das Glück, in eine wirklich gute Posaunengruppe zu kommen. Die erfahrenen Kollegen kennen das Repertoire natürlich in- und auswendig und sie unterstützen mich als jungen Musiker, wo sie nur können. Ich hab mir am Anfang gleich alle Noten geholt, Aufnahmen gehört und geübt. Jetzt, nach dreieinhalb Jahren, ist manches schon ein bisschen entspannter, weil einige Opern sich wiederholen. Dann weiß man schon genau, welche Stellen man nochmal üben muss...

Neben der Oper gibt es noch die Konzerte in der Elbphilharmonie. Haben Sie da eine Präferenz?
Ich habe die Oper hier sehr lieben gelernt. Sie ist so vielschichtig und jeder Abend kann anders sein. Selber auf dem Podium zu sitzen, ist allerdings ein besonderer Nervenkitzel. Auf der Bühne in der Elbphilharmonie ist das natürlich viel extremer als im Graben. Das ist genau der Kick, wieso ich das eigentlich mache. Dasitzen, nervös werden. Wie komme ich da jetzt am besten durch? Wie perfekt kann ich das, was ich vorher erarbeitet habe, gleich abliefern? Ich bin ja kein Maler, der ein perfektes Bild einmal malt. Wenn ich einmal perfekt spiele, muss ich es immer wieder aufs Neue tun und sollte nicht beim nächsten Mal fünf Fehler machen. Wenn wirklich mal was daneben geht, dann hat man allerdings am nächsten Abend eine neue Chance. Aber natürlich ärgert man sich in dem Moment und manchmal guckt der Dirigent ein bisschen streng.

Wie lange hält der Ärger über einen falschen Ton an?
(Lacht) Bis der nächste kommt! Spaß beiseite. Man setzt als Profi natürlich alles daran, dass es nicht passiert. Zum Beispiel bereite ich die Muskulatur und den Ansatz vor der Vorstellung gut vor und konzentriere mich auf die Musik.

Die neue Saison beginnt diesmal nicht auf der Bühne und nicht im Orchestergraben sondern mit einem Open Air auf dem Hamburger Rathausmarkt.
Auch das ist eine wichtige Erfahrung, die ich in der Zeit bei der Münchener Orchesterakademie gemacht habe. Für uns Musiker ist so ein Open Air akustisch anstrengend und ungewohnt. Aber ich finde es sehr wichtig, dass wir das machen. Wir haben ja das Glück – oder diesen Wahnsinn –, dass die Elbphilharmonie und unsere Konzerte dort sonst immer ausverkauft sind. Deswegen ist es gut, dass wir in die Stadt gehen und dort Musik machen.

Wichtigster Tipp für ein gelungenes Open Air?
Ganz praktisch: Wäscheklammern mitnehmen, damit die Noten bei Wind nicht wegfliegen.

Das Gespräch führte Hannes Wönig

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